Freitag, 1. Dezember 2006, 19.30 Uhr, kleiner Saal
Cinéconcert
Livemusik zu Filmen von Luis BuNuel
Improvisationsklasse der Hochschule für Musik, Saarbrücklen
Leitung: Jörg Abbingl
CINÈCONCERT
- das ist die spannende Verbindung zweier völlig diametral stehender
Kunstformen: Ein in jeglicher Hinsicht und in allen Parametern genauestens
fixierter Film wird live mit improvisierter Musik versehen. Musikerinnen und
Musiker kommentieren die Entwicklung, Handlung und ästhetische Dramaturgie
der bewegten Bilder und koppeln so das fixe Kunstobjekt - den Film - mit der
spontansten aller künstlerischen Expressionen - der Improvisation.
Absolventen des Fachs Improvisation aus der Klasse von Jörg Abbing der
Hochschule für Musik Saarbrücken sind hier zu hören. Die große
Bandbreite der Besetzung(3 Pianisten, Klarinette und Flöte) ermöglicht
ausgefallene Klangkombinationen, wie sie in der komponierten Musik selten
oder nie berücksichtigt werden.
www.joergabbing.de
Freitag, 1. Dezember 2006, 21 Uhr, großer Saal
Cantos
de Libertad
Ekkehard Jost Ensemble
Reiner Winterschladen
(Trompete)
Detlef
Landeck (Posaune)
Eugenio Colombo (Flöte, Sopran- und Altsaxophon)
Wollie Kaiser (Flöte, Sopran- und Tenorsaxophon, Kontrabassklarinette)
Ekkehard Jost (Baritonsaxophon und Kontrabassklarinette)
Gerd Stein (elektrische und akustische Gitarre)
Jörg Hochapfel (Klavier)
Dieter Manderscheid (Kontrabass)
Joe Bonica (Schlagzeug und Perkussion)
Marta de la Vega (Stimme)
Ekkehard
Jost (Konzept,
Re-Kompositionen)
Im Juli 2006
jährte sich zum siebzigsten Mal der Beginn des spanischen Bürgerkriegs
- des so genannten Bürgerkriegs, sollte man sagen, denn tatsächlich
handelte es sich bei diesem Krieg von Anfang an keineswegs um eine Auseinandersetzung
zwischen den Bürgern eines Landes, die - aus welchen Gründen auch
immer - gegeneinander antraten, um ihre Probleme mit kriegerischen Mitteln
zu lösen. Vielmehr handelte es sich bei diesem "Bürger"-Krieg
um die Folgen des Putsches einer Gruppe rechtsgerichteter Generale gegen die
vom Volk gewählte, republikanische Regierung.
Wie jede andere große gesellschaftliche Umwälzung bringt auch der
Krieg seine eigene musikalische Subkultur hervor: Hymnen, Gesänge des
Kampfes und des Widerstands, der Sehnsucht nach Frieden und des Heimwehs,
Klage- und Spottlieder, Tänze und Trauermärsche - Musik, die um
ihrer Funktion willen in einem bestimmten Kontext entsteht, die nicht Kunst
sein will, sondern als Waffe zu dienen hat oder zur Herstellung von Identität
oder psychischer Entlastung - funktionelle Musik also, die zunächst einmal
an ihren unmittelbaren Gebrauchszusammenhang gebunden ist, die jedoch stets
auch - mal mehr, mal weniger - über ihre Zweckgebundenheit hinausweist
und hinter der Funktion, die sie zu erfüllen hat, ihren ästhetischen
Anspruch erkennbar werden läßt.
CANTOS DE LIBERTAD ist der Versuch, sich einem emotional und politisch hoch
aufgeladenen musikalischen Material aus der Perspektive des Jazz anzunähern,
der Versuch einer Re-Komposition vergangener Ereignisse, Erlebnisse und Befindlichkeiten
mit den Gestaltungs- und Ausdrucksmitteln des Jazz, seiner rhythmischen Energie
und seiner Offenheit für improvisatorische Freiheiten.
Die an diesem Projekt beteiligten Musiker sind für diese Aufgabe bestens
gerüstet. Sie verfügen allesamt über einen weiten stilistischen
Horizont und haben sich als Meister ihres Fachs in diversen Bands und Projekten
bewährt.
Freitag, 01. Dezember, 23 Uhr, Hörspiellounge 1.OG:
HÖRSPIELKONSERVE
1:
Harmonies of Paradise (2006)
von Hermann Kretzschmar (BRD 1958)
»Textlicher
Ausgangspunkt meines Hörstücks ist 'Éloge de la mauvaise
musique' aus 'Les jours et les plaisiers' von Marcel Proust, ein poetisch-
soziologisches Raisonnement über die (und nicht nur die) Unterhaltungsmusik.
Drei Darsteller, die Textsegmente auf deutsch, englisch und französisch
singen und sprechen, sind in ein Konzertstück von drei Schlagzeugern
integriert, das auf O-Tonaufnahmen aus der Perspektive eines Flaneurs antwortet.
Er wandert in New York von Straße zu Straße und hat die verschiedensten
akustischen Objets trouvés aufgenommen. Metamorphosen zwischen Kunst-
und Straßenmusik entstehen, zwischen gesungenen, repetitiven und narrativen
Textpassagen. Ein lyrischer Essay entwickelt sich, vordergründig als
akustische Reise durch Straßenschluchten, hintergründig als meditative
musikalisch-literarische Befragung unterschiedlicher ästhetischer Standorte:
abstrakte Kunstmusik, Volksmusik, Popmusik, Straßenmusik; trash und
art existieren gleichzeitig.« (H. Kretzschmar)
Produktion: HR
2006 ~ 50 Min. - Originalhörspiel
Regie und Komposition: Hermann Kretzschmar . mit Hans Quest, Wolfram Koch,
Micaela Haslam
Samstag, 2. Dezember 2006, 19.30 Uhr, großer Saal
Musik für
Fell, Holz und Metall
Schlagquartett KÖln
Thomas Meixner
Boris Müller
Dirk Rothbrust
Achim Seyler
Das Schlagquartett
Köln, das 1989 anlässlich der Wittener Tage für Neue Kammermusik
mit Uraufführungen von Wolfgang Rihm, Edison Denissow u.a. debütierte,
gilt in Kennerkreisen seit langem als Garant für überzeugende Aufführungen
mit Feinabstimmung. Die Erschließung ungewöhnlicher Klangwelten
wird von den Mitgliedern mit einer auch in dem Bereich der Zeitgenössischen
Musik schwer zu findenden Hingabe und Professionalität betrieben.
Das ebenso vielseitig wie experimentierfreudig angelegte Repertoire umfasst
weite Bereiche der komponierten Schlagzeugmusik des vergangenen Jahrhunderts.
Für OPENING! hat das Ensemble drei Werke zur Aufführung ausgewählt,
die jeweils einer Instrumentengattung
gewidmet sind: dem Fell in Form von Bongos,
dem Holz in Form der Amadinda (eine ugandische Form des Xylophons) und schließlich
dem Metall in Form von Peking-Oper Gongs:
Steve
Reich (*1936): Drumming - Part I (1971)
für vier Bongopaare
Musik aus Uganda für Amadinda
www.schlagquartett.de
Samstag, 2. Dezember 2006, 21 Uhr großer Saal
The Five
Elements
Musik-Tanz-Performance in fünf Teilen
Ania Losinger (Xala, Choreographie)
Matthias Eser (Marimba/Percussion)
Mit ihrem einzigartigen
Instrumentarium und ihrem subtilen Umgang mit Motiven, Metren und Klangfarben,
erheben die Künstler den Rhythmus zu einer Sprache, die Aussagen möglich
macht. Inspiriert vom archetypischen Kreislauf der fernöstlichen fünf
Elemente, führen Ania Losinger und Matthias Eser von der stimmungsvoll
flächigen Erde über das scharf melancholische Metall zum tief meditativen
Wasser und über das blühende Erwachen des Holzes zum fulminant bewegten
Feuerwerk.
In kongenialem Zusammenspiel kreieren sie bisher unerhörte Klangbilder,
bei denen Musik und Tanz zu einer Einheit verschmelzen. Mit ihren raumeinnehmenden
Instrumenten (Xala - ein klingender Boden / Percussion - ein klangliches Universum)
verbinden Ania Losinger und Matthias Eser Musik und Bewegung zu einem imaginären
Klanggebäude. Sie definieren Formen mit rhythmischen Motiven, gestalten
Flächen mit subtilen Klangfarben und schaffen Perspektiven mit ihrem
dynamischen Spiel.
Ania Losinger
hat Rhythmik studiert und sich jahrelang intensiv mit Flamenco beschäftigt.
Ihre heutige Ausdrucksform hat sie durch die Erfindung des betanzbaren Bodenxylophons
Xala gefunden. Matthias Eser ist klassisch ausgebildeter Percussionist, hat
aber mit seinem Instrumentarium die stilistischen Grenzen schon längst
überschritten.
ania
losinger und das xala
Samstag, 02. Dezember, 23 Uhr, Hörspiellounge 1.OG:
HÖRSPIELKONSERVE
2:
Gertrude Stein hat die Luft gemalt (2005)
von
Friederike Mayröcker
(Österreich 1924)
In Friederike
Mayröckers Hörspiel kommt es in Form eines inneren Monologs zu imaginären
Begegnungen zwischen der Ich-Figur und der amerikanischen Dichterin Gertrude
Stein. Reflexionen über das Schreiben und poetische Anverwandlungen,
in denen sich Biografisches vermischt, wechseln einander ab und "Verbalträume",
in denen auch andere Gestalten erscheinen - Pablo Picasso, Alice B. Toklas,
Jacques Derrida.
Friederike Mayröcker setzt mit diesem Text ihre Beschäftigung in
Hörspielen mit Leben und Werk von Künstlern fort: "Die Umarmung,
nach Picasso", "Repetitionen, nach Max Ernst", "Schubertnotizen
oder Unbestechliche Muster der Ekstase" und "Das Couvert der Vögel"
über Henri Matisse.
Sonntag, 3.
Dezember 2006, 17 Uhr, Festivalcafé 1.OG
Tamás
Waliczky/Medienkunst
Lecture und GesprÄch
Lecture und
Gespräch mit dem Medienkünstler Tamás Waliczky
Der 1959 in Budapest
geborene Künstler begann seine künstlerische Laufbahn in den 80er
Jahren in den Bereichen Film und Comic und entdeckte hierbei den Computer
als neues Instrument. 1990 wurde er der erste Professor für ComputerKunst
an der Kunsthochschule in Budapest.
Für seine künstlerische Arbeit wurde Tamás Waliczky mit internationalen
Preisen gewürdigt. Er erhielt u.a. den "Golden Nica" der Ars
Electronica in Linz.
Seine Werke sind bei allen wichtigen Ausstellungsprojekten zur digitalen Kunst
vertreten und fester Bestandteil in den großen Sammlungen der Welt wie
dem Centre Pompidou in Paris, der SCAN Galerie in Tokio oder dem Museum of
Modern Art in New York.
Tamás Waliczky berichtet von seiner Arbeit, zeigt Videoprojekte und
Installationen aus seinem großen Repertoire und ist - wie alle unsere
Sonntags-Opening-Werkstattgesprächs-Künstlergäste - für
alle Fragen des Publikums offen.
Sein jüngstes Werk "Marionettes" ist eine siebenminütige
Computeranimation über Kollaps:
Marionetten werden normalerweise von Fäden gehalten. Sind
keine Fäden da, klappen und fallen sie in sich zusammen, sie kollabieren.
Niemand animiert ihren Körper. Und wenn keiner da ist, der ihren Körper
animiert, dann wird er von den natürlichen Kräften animiert: Masse,
Schwerkraft, Zu- (oder Un-) fall. "Marionettes" ist also keine Animation
im herkömmlichen Sinne
- eher eine Anti-Animation...
Tamás
Waliczky